Familienwandertag 2001 - Heimat- und Verkehrsverein Elsen e.V.

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Familienwandertag 2001

Familienwandertage

Familienwandertag - 17. Juni 2001


Mit einer erfreulich regen Beteiligung ging unser diesjähriger Familienwandertag in das 40 km entfernte Marsberg. Etwa 210 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einschließlich vieler Kinder und Jugendlicher besuchten unter sachkundiger Führung den dortigen Kilianstollen, ein Zeugnis des inzwischen eingestellten Kupferbergbaus. Der besuchte Berg ist Teil / Ausläufer des rheinischen Schiefergebirges.
Zum besseren Verständnis an dieser Stelle zunächst einen kurzen geschichtlichen Rückblick, wie er vom Marsberger Heimatbund e.V. recherchiert und niedergeschrieben ist. Danach wird davon ausgegangen, dass der Kupferbergbau im 10. Jahrhundert begann. In Folge gibt es einige Hinweise auf Kupfergewinnung und Verarbeitung im damaligen Horhusen (Niedermarsberg). Warenlieferungen (Werkzeuge und Kupferkessel) wurden bereits im 11. Jahrhundert dokumentiert. Die älteste erhaltene Urkunde zu dem dortigen Bergbau datiert aus dem Jahr 1150 und beinhaltet die Verleihung der Bergbaurechte durch König Konrad III. an Abt. Wigbold (Kloster Corvey). Wohl gegen Ende des 16. Jahrhunderts fanden erste Tiefbauten statt, die man sich wie Brunnen vorstellen muss und die mit Weidenflechtwerk gesichert waren.

Nach unterschiedlichen Phasen der Gewinne und Verluste wurde die später großräumig ausgeweitete Grube am 1. Juli 1930 stillgelegt, jedoch bereits 1935 wieder in Betrieb genommen.Mit dem Einmarsch der Alliierten im damaligen Niedermarsberg am 29.03.1945 war jedoch das endgültige Schicksal der Anlage besiegelt. Was man an verwendbarer Technik vorfand, wurde demontiert und abtransportiert oder zerstört. Die Anzahl der im Bergbau beschäftigten Menschen schwankte zwischen 120 und 786 Mann. Nach umfangreichen Vorarbeiten wurde der Kilianstollen dann am 26.05.1984 als Besucherbergwerk eröffnet.
In Gruppen von jeweils 30 Personen legten wir nach der Ausstattung mit Schutzhelmen die erste Strecke unter Tage zu Fuß zurück. Nach einem "kleinen Sprachkurs" über die besondere Fachsprache der Bergleute erfuhren wir hier bereits, warum das in den seitlichen Rinnen der Fußwege abgeführte Wasser eine stark braune Färbung aufwies. Der hohe Anteil von Eisen und anderen Metallen (Auswaschungen des Berges) ist dafür ausschlaggebend. Bei einer Temperatur von ca. 11 Grad Celsius und zum Teil von der Decke tropfendem Wasser konnten wir uns recht gut vor stellen, welchen erheblichen gesundheitlichen Belastungen die Männer dieses Bergbaus ausgesetzt waren.

Dabei gilt es natürlich zu bedenken, dass die Fußbekleidung nicht aus soliden Schuhen oder Gummistiefeln bestand, sondern Holzschuhe waren, die (aus Kostengründen nicht selten selbst geschnitzt) bald nach Beginn der langen Tagesarbeit wohl durchgenässt waren. So verwundert es nicht, dass die durchschnittliche Lebenserwartung der Arbeiter bei etwa 35 Jahren lag und bereits 14-jährige Jungen als ausgebildete Facharbeiter galten. Durch den frühen Tod der Väter waren diese Kinder dann u.U. auch sehr früh die Haupternährer der zum Teil sehr großen Familien. Die am häufigsten auftretenden Erkrankungen waren die sogenannte Staublunge und Rheuma.
Den Erläuterungen unseres Führers zufolge gibt es in der Marsberger Anlage ca. 35 von weltweit etwa 106 Arten des Kupfers. Man geht davon aus, dass bislang etwa 1 Mio. Tonnen Kupfer abgebaut wurden. Durch die besondere Art der Gewinnung, quasi als Nebenprodukt, erhielt man pro Jahr auch ungefähr 300 kg Silber. Der noch vorhandene Restbestand des Kupfers wird auf ca. 690.000 Tonnen geschätzt, wegen des hohen Aufwands aber nicht mehr abgebaut.

Nach dem Besuch des Baugebiets "Oskar" ging des dann mit der Grubenbahn durch das Dunkel des Berges 1,2 km zur "Alten Frederike". Mit einem Gefälle von 3% gelangten wir allerdings nicht wesentlich tiefer im Sinne von abwärts. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir ungefähr 125 Meter aufsteigenden Berg über uns. Immer wieder waren ungewöhnlich bunte Farbspiele an Decken und Wänden zu sehen, die den metallischen Reichtum des Berges erkennbar werden ließen. Schließlich erfuhren wir auch, dass in einem Teil des Stollens wegen der besonders sauberen Atemluft (Staub entsteht nur während des aktiven Bergbaubetriebs) Erkrankungen wie z.B. Asthma bronchiale, chronische Bronchitis, oder Allergien der Atemwege therapiert werden. Vorheriger ärztlicher Rat ist natürlich unumgänglich.
Nach etwa 1 3/4 Stunden sahen wir dann wieder natürliches Licht und freuten uns schon auf Speisen und Getränke zum gemütlichen Ausklang. Nach 7 km Busfahrt gelangten wir an die Schützenhalle im Marsberger Stadtteil Leitmar. Eine kleine Vorausmannschaft unseres Vereins war schon fleißig. Erste Würstchen waren bereits gegrillt und die Behälter mit leckerem Gulasch sowie kalte Getränke standen bereit.

Einziger "Schatten" über dem insgesamt gelungenen Tag war, dass wir durch den zeitlichen Versatz unserer Führungen nicht alle gleichzeitig in Leitmar ankamen und die Unterhaltung zunächst nur einer kleineren Gruppe unserer Gäste geboten werden konnte. Spiele und Unterhaltung ließen die Zeit schnell vergehen. Gegen 15:15 Uhr fuhr dann auch der 1. Bus bereits wieder nach Elsen.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön sowohl an die fleißigen Helfer des Tages als auch an die ehrenamtlichen Führer des Marsberger Heimatbundes.

Für interessierte Leser hier noch die Kontaktadresse zum Marsberg Heimatbund e.V.:

Lillers Str. 8 (Rathaus),
34431 Marsberg, Tel. (02992) 602-1.

Jürgen Nolte


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